6.1.1 Der Text „Natur ein Mißverständnis“ ist kein Denken im Sinne Heideggers
25. Mai 2016
von Andrea
Der Text „Natur ein Mißverständnis“ ist kein Denken im Sinne Heideggers
Wie bereits gesagt, gab es in der letzten Seminarstunde eine spannende Diskussion zu der Frage, ob Heideggers Denken , welches zwischen „Dasein“ als dem Sein des Menschen und sonst „Vorhandenem“ unterscheidet, dazu führen kann, dass die Natur gering geachtet wird, weil sie nur als „Zeug“, das nur im Verhältnis zum Menschen „ist“ betrachtet wird .
Nach der Lektüre des Textes „Natur ein Mißverständnis“ müßte ich die Frage ggf. für den Fall bejahen, dass dieser im Sinne Heideggers argumentiert.
Der Text fragt: „was ist Natur?“ Er stellt dann verschiedene Thesen auf, dahingehend, dass diese eine „Gegenmacht“, ein „Feind“ des Menschen sei, welche/n dieser sich „untertan“ mache.
Würde man diese Thesen bejahen, wäre man aus meiner Sicht eher bei einem Denken in der Tradition der Aufklärung, die von einem erkennenden Subjekt ausgeht, als bei Heidegger . ( Nach Horkheimer und Adorno verhält sich die Aufklärung zu den Dingen (zur Natur) wie ein Diktator zu den Menschen: „er kennt sie, sofern er sie manipulieren kann“.) Und dieses Denken hat ganz sicher zu einer Naturzerstörung in großem Maßstab geführt, wie wir heute sehen.
Aber denkt Heidegger so?
Heidegger spricht nie vom Verhältnis des Menschen zur Natur, sondern vom Verhältnis es Daseins zu dieser. Aber er geht in „Sein und Zeit“ nicht von einem erkennenden Subjekt aus, sondern von einem verstehenden Dasein. Er fragt nach den sinnhaften Bezügen, die die Dinge in der Welt haben und wie „Dasein“ diese versteht. Das Sein der Dinge und des Daseins wird auf seinen Sinn hin befragt.
Das Dasein ist aber nicht „der Mensch“ sondern dessen Sein. Wäre es der Mensch, so wäre es kein Sein sondern ein Seiendes. Das wäre nicht im Sinne der ontologischen Differenz. Also können die Thesen im Text „Natur ein Mißverständnis“ nicht im Sinne Heideggers sein.
Das Verhältnis des Seins, das sich zu sich selbst verhält, zur Natur ist ein fragendes nach dem Sinn von Sein und kann vielleicht nach Abschluss der Lektüre von „Sein uns Zeit“ beantwortet werden- Wenn überhaupt je.
Liebe Andrea,
vielleicht sollte der zitierte Beitrag nicht heißen „Natur-ein
Missverständnis“ sondern eher „Dieser Text-ein Missverstehen?“.
An welcher Stelle stellt der Autor seine Eingangsbemerkungen als das Denken von Heidegger dar? Okay, es wurde versäumt darauf zu verweisen: Es handelt sich hier um die eigenen Gedan-
ken des Verfassers! Das war auch mein Ausgangspunkt am Ende der
Seminarstunde.
Das diese Betrachtung eher als Gegenrede zu Heidegger, von mir
hier als „Rest-Natur“ bezeichnet, anzusehen ist, davon ging ich
aus. Die „Natur“ ist eben nicht nur ein „Rest“, sondern ein
„Ganzes“, an dem der Mensch zerrt und rüttelt.
Das Du meinst, die aufgeführten Thesen lägen in der Tradition der Aufklärung erscheint mir nicht als Kritik…
Danke für den Disput!
Rainer
Lieber Rainer,
die ganze Woche hatte ich überlegt, was Dein Text mit Heidegger zu tun haben könnte. Als ich heute morgen erwachte, dachte ich „heureka“, denn mir war der Bezug, wie in der o.a. Gegenrede dargelegt, eingefallen.
Alles war nun doch nur ein Mißverständnis. Macht aber nix, weil ich mich nun noch einmal ausführlich mit Heidegger beschaftigen mußte. Dadurch sind viele Fragen zu Heidegger aufgetaucht, die ich in den nächsten Stunden zu klären hoffe.
Zu Deinem – nix mit Heidegger zu tun habenden Text- werde ich umgehend Stellung nehmeen.
Andrea
Na Andrea,
auf die Gefahr spitzfindig zu erscheinen muss ich hier doch
bemerken:
Wenn der Text „nix mit Heidegger zu tun“ hätte, wie könnte
er sich dann als quasi „Gegenrede zu Heidegger“ darstellen?
Da müssen wir noch mal überlegen…
Gruß Rainer
Entschuldige, lieber Rainer,
Das war dumm formuliert von mir.
Der Text sollte ja eher eine Gegenrede zu Heidegger sein. Insofern hat er naturgemäß auch mit Heidegger zu tun.
Leider verstehe ich die Gegenrede nicht.
Gegen welche Aussage von Heidegger richtet sich der Text genau?
Gruß Andrea