Gegenrede

#2375
Andrea
Teilnehmer

    Gegenrede

    „Effizienz“? Das ist ein Begriff aus der Wirtschaft! Gibt es den Begriff in der Philosophie? Geht es heute in der Philosophie schon zu wie in der Wirtschaft? Ist das der „Neoliberalismus, der uns alle im Griff hat?“ ( Adam Szymczyk, Documentachef)

    Übrigens hatte ich auch erst gedacht, die Antwort müsse zeigen, wie die Qualität der Frage sei. Aber genau daran sind mir erhebliche Zweifel gekommen. Warum sollte das so sein? Würde das nicht implizieren, dass es das „Richtige“, das „Wahre“ gibt, dass nur freigelegt werden muss? Also doch wieder Metaphysik. Jedenfalls bedarf diese These aus meiner Sicht eine kräftige Unterfütterung. Wie soll das „Herausstellen“ geschehen?“

    Die Vorstellung vom „Herausstellen“ (Rainer) der richtigen Antwort ist ein schwieriges Gebiet. Wie kommt man hier weiter ohne Metaphysik. M.E. hat Heidegger dies versucht im Humanismusbrief. Heidegger denkt hierin Wahrheit als Unverborgenheit (Aletheia)*. Allerdings stellt sich die Unverborgenheit bei Heidegger nicht heraus, sondern sie „ereignet sich vom Sein her„.

    *Philosophischer Hintergrund: Heideggers seinsgeschichtliches Denken

    Der Brief ist bestimmt durch einen zentralen Gedanken Heideggers über das Wesen der Wahrheit. Heideggers Wahrheitsbegriff hat sich nach seinem Umdenken, welches er selbst als Kehre bezeichnete, gegenüber seiner frühen Philosophie in Sein und Zeit wesentlich verändert. Heidegger denkt nun Wahrheit als Unverborgenheit (Aletheia), die sich vom Sein selbst her ereignet. Wahrheit ist damit nicht mehr etwas, das der Mensch durch Anwendung von Kategorien oder durch Befolgen einer bestimmten Methodik herstellen könnte. Das Sein selbst ver- und entbirgt sich zugleich in der Unverborgenheit, so nämlich, dass sich das Sein des Seienden entbirgt und das, was ist, sich aus einer bestimmten Perspektive zeigt und sich jedoch gleichzeitig der Entbergungsprozess verbirgt, d. h. dem Menschen nicht zum Problem wird, da er sich nur beim Entborgenen aufhält. Diesen Entbergungs- und Verbergungsprozess des Seins im Ereignis nennt Heidegger die „Wahrheit des Seins.

    Heidegger denkt nun den Menschen im geschichtlichen Bezug zu diesem Prozess: Das Sein ent- und verbirgt sich in verschiedenen geschichtlichen Epochen und eröffnet damit eine Welt als sinnhafte Totalität, so wie man etwa umgangssprachlich von „der Welt der alten Griechen“ oder „der Welt der Bäuerin“ spricht. Philosophiegeschichtlich bildet sich dieser Prozess in der Metaphysik ab. So kann die durch das Sein eröffnete Welt beispielsweise eine als von Gott geschaffene sein oder, wie bei Kant, eine durch das transzendentale Subjekt ‚zusammengesetzte‘. Da Heidegger selbst das Konzept eines Subjekts ablehnt, bringen aber die Philosophen die großen metaphysischen Entwürfe nicht hervor, sondern entsprechen nur dem vom Sein her Ereignetem. Es fundiert also die „Wahrheit des Seins“ – der Entbergungsprozess im Ereignis – die metaphysischen Bestimmungen des Sein des Seienden. Weil aber die Metaphysik lediglich das Sein des Seienden bestimmt, kann sie diesen Fundierungszusammenhang nicht in den Blick bringen; sie vergisst, dass für jede Bestimmung des Seienden dieses zunächst in der Unverborgenheit angekommen sein muss. Für Heidegger ist daher die Metaphysik seinsvergessen. Dies ist sie jedoch nicht aus einer Verfehlung des Menschen heraus, sondern weil sich das Sein, wenn es sich zeigt, so zeigt, dass der Entbergungsprozess selbst verborgen bleibt. Mit anderen Worten: der Mensch hält sich stets schon beim Seienden auf, ohne dass ihm deshalb zum Problem wird, warum dies überhaupt ist.

    Für Heidegger ist diese Seinsvergessenheit wesentlich für das gesamte abendländische Denken in Form der Metaphysik. Die Geschichte der Metaphysik, die durch den niemals explizit gewordenen Grund der Wahrheit des Seins bestimmt ist, nennt Heidegger Seinsgeschichte. Sie ist geprägt von verschiedenen Epochen, in denen die Metaphysik nach dem Sein des Seienden gefragt und das Sein als oberstes und göttliches Seiendes bestimmt hat. Dagegen versucht Heidegger, das Sein vom Ereignis her zu denken. Das Sein soll jetzt nicht mehr verdinglicht vor-gestellt werden, sondern ursprünglich als es selbst vor jeder Auslegung erfahren werden.[2]

    “ Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Brief_%C3%BCber_den_%C2%BBHumanismus%C2%AB