Geht´s nicht auch ohne Moral?

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  • #2845
    Andrea
    Teilnehmer

      Kürzlich habe ich ein Interview des „Domradios“ mit Gregor Gysi gelesen (https://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2017-12-22/gregor-gysi-im-interview-ueber-gott-und-die-welt), in welchem er folgendes sagte:
      „Ich glaube nicht an Gott, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft.“
      und
      „Die Kirchen sind in der Lage, allgemeine Moralvorstellungen in der Gesellschaft zu verankern. Wenn es sie nicht gäbe, würde das niemand tun. Die Linke war vor Jahrzehnten auch in der Lage, Moralvorgaben zu schaffen, gerade im sozialen Bereich. Durch das Scheitern des Staatssozialismus hat sie zwar nicht diese Fähigkeit verloren, aber sie ist nicht mehr allgemeinverbindlich. Deshalb wären wir jetzt ohne die Kirchen eine moralfreie Gesellschaft. Der Kapitalismus kann Moral in dem Sinne nicht erzeugen, weil er um eine Tatsache nicht herumkommt: Wenn der Bäckermeister A Pleite geht, geht es dem Bäckermeister B besser. Das ist moralisch schwer zu erklären.“

      Ich frage mich, ob das stimmt. O.k., der Kapitalismus kann keine Moral erzeugen, das lasse ich mal stehen.
      Aber was ist mit der Kirche. Ja, sie hat eine verbindliche Moral erzeugt. Und danach kamen Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Kriege, brutale Eroberung anderer Kontinente. Im jüdisch-Christlichen Abendland gab es einen Hitler, Vernichtung von 6 Millionen Juden. Wir haben Guantanamo, Kriege um Territorien und Rohstoffe. Wir haben sexuellen Missbrauch von Kindern in unglaublichem Ausmaß. Wir beuten noch immer Menschen, insbesondere auf anderen Kontinenten aus.

      Brauchen wir wirklich eine verbindliche Moral, hätten wir dass nicht auch ohne hingekriegt? Ich frage ja nur mal so…….

      #2854
      Rainer
      Administrator

        An der Moral sind nur die scheinbar engen Grenzen des Handeln schwergewichtig und machen „ein schlechtes
        Gewissen“ bei Zuwiderhandlungen. Aber die Vorstellung, dass wir uns in einer geregelten Umgebung bewegen
        beruhigt uns. Potentiell unterscheiden zu können, was richtig und falsch (evlt. wahr und unwahr) ist
        beruhigt uns – dann können wir auch das „falsche“ machen, wenn wir uns daran gewöhnen die Grenzen der
        bestehenden Moral fließend zu gestalten. Das sollte auch nicht schwerfallen, da jeder um uns die Grenzen
        nach seinem Gustus verschiebt – was andere können, können wir auch.

        #2855
        Andrea
        Teilnehmer

          Dann wär´s aus meiner Sicht besser ohne Moral, eine Philosophie zur Beruhigung ist doch erbärmlich.

          Oder wie Zarathustra sagen würde:

          „Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinaus wirft, und die Sehne seines Bogens verlernt hat, zu schwirren!
          Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können……..“

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