6.1.2 Die Natur als das „Andere“, das „Feindliche“
28. Mai 2016
von Andrea
Das Thema Natur als „Feind“ , hatten wir bereits nach der vorletzten Philosophiestunde zu dritt diskutiert und unsere Gedanken ausgetauscht. Ich kann aber die Idee von „Natur als Feind“ auch nach Erläuterungen von Dr. Thomas in der letzten Stunde nicht teilen. Selbst die giftigen Frösche am Amazonas überzeugen mich nicht.
Vermutlich muß ich Dich erneut enttäuschen, wenn ich gleich wieder sehr formal beginne.
Ob jemand etwas oder jemanden mein Feind ist, ist ganz subjektiv. Das zeigt auch die Herkunft des Wortes : Feind (von althochdeutsch fiant, vint: „Hass“). Eigentlich kann man darüber gar nicht diskutieren. Denn wie ich jemandem oder etwas gegenüber fühle, ist nicht verallgemeinerbar oder gar veri-oder falsifizierbar.
Für mich ist Natur weder Feind, noch Freund. Sie steht manchmal meinen Vorstellungen entgegen, manchmal entspricht sie ihnen. Ich kann allerdings „Natur“ nicht denken, ohne mich, meinen Körper, einzubeziehen. Das Gehirn, das den Gedanken produziert bzw. als Medium für diesen agiert ist, will nicht Natur sein? Finde ich komisch! Wenn ich Natur als „Feindin“sehe, müßte ich aus meiner Sicht auch meinen Körper (eigentlich auch mein Denken) als Feind zu betrachten. (es kommen gleich Assoziationen zur Leibfeindschaft im Christentum auf, gefällt mir nicht!).
Ich teile auch nicht den Gedanken, die Natur könne im Widerspruch zum Leben stehen. Sie bringt unablässig Leben hervor oder ist vielleicht sogar mit diesem identisch. Sie „fragt nur nicht so einzeln nach den Leuten“ (Benn). Wer je Kompost zubereitet hat, glaubt an das ewige Leben, aber nicht das individuelle. Das Leben wechselt unablässig die Form; eines lebt vom anderen und dient dem anderen wiederum als Nahrung. Das sieht man doch. Die Natur scheint dem Individuellen nicht viel Bedeutung zuzumessen. (ist das Feindschaft?)
Ich denke, die Vorstellung von Natur als Feind ist nützlich, um deren ekzessive Ausbeutung zu rechtfertigen. Dabei glaube ich nicht, dass wir die Natur schützen müssen. Die weiß allein ganz gut für sich zu sorgen(s.Tschernobyl). Vielmehr führt die Feidschaft zur Natur dazu, dass wir unsere Lebensgrundlagen zerstören und damit unserer eigenen Art feindlich gegenübertreten.
Wenn wir den Feind Natur zerstören, zerstören wir uns selbst. Das sagst Du ja auch in These 3). Es zeigt mir erneut, dass der Grenzverlauf zwischen mir und Natur so einfach in Feind/Freundkategorien nicht auszumachen ist.
Zum Abschluss ein Zitat von Nietzsche:
„Hinter deinen Gedanken und Gefühlen, mein Bruder, steht ein mächtiger Gebieter, ein unbekannter Weiser – der heisst Selbst. In deinem Leibe wohnt er, dein Leib ist er. Es ist mehr Vernunft in deinem Leibe, als in deiner besten Weisheit.“(Also sprach Zarathustra, Kapitel 15)