Die „wahre Wahrheit“ als Machtmittel ?

 

von Andrea

Nietzsche als Ende der Moderne

„Die Wahrheit ist ein Irrtum, der nicht mehr abgewiesen werden kann, weil er durch eine lange Geschichte hartgesotten wurde“ (Nietzsche)

Nietzsche hat dies sehr schön in dem Text „Wie die »wahre Welt« endlich zur Fabel wurde“ über die „Geschichte eines Irrthums“ vertieft:

„1. Die wahre Welt, erreichbar für den Weisen, den Frommen, den Tugendhaften, – er lebt in ihr, er ist sie.

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  1. Die wahre Welt haben wir abgeschafft: welche Welt blieb übrig? die scheinbare vielleicht?… Aber nein! mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!“ (Götzen-Dämmerung, Kapitel 6)

Wir haben die wahre Welt auch leider (oder glücklicherweise?) bis heute nicht wiedergefunden.

Das Ende der Metaerzählungen in der Postmoderne

Jean-François Lyotards erklärt in seiner Schrift „Das postmoderne Wissen“ von 1979 die großen welterklärenden philosophischen Systeme der Moderne für gescheitert . Er spricht vom „Ende der großen Erzählungen“; nennt also die philosophischen Systeme „Erzählungen“. Diesen modernen „Erzählungen“ der Welterklärung liege je ein zentrales Prinzip zugrunde (z. B. das Subjekt). Auf dieser Grundlage sollten allgemeinen Aussagen zustande kommen. Aber hierin sieht Lyotard das Problem, dass auf diese Weise das Heterogene, das Einzelne unter eine allgemeine Betrachtungsweise „gezwungen“ wird.

Er setzt darum an die Stelle eines allgemeingültigen und absoluten Erklärungsprinzips (Gott, Subjekt, Vernunft, Systemtheorie, marxistische Gesellschaftstheorie etc.) eine Vielzahl von Sprachspielen, welche verschiedene „Erzählungen“, also Erklärungsmodelle anbieten. (Wikepedia). Bei Lyotard hat also die eine wahre Wahrheit keine Chance.

Dies hat gesellschaftliche Konsequenzen: Dienten in der Moderne die Metaerzählungen noch dazu, gesellschaftliche Institutionen, politische Praktiken, Ethik und Denkweisen zu legitimieren, so geht in der Postmoderne dieser Konsens verloren und löst sich auf in eine Vielzahl von nicht miteinander zu vereinbarenden Wahrheits- und Gerechtigkeitsbegriffen(Wikepedia)

Wahrheit und Macht bei Foucault

Das Thema der Verbindung von Wahrheit und Macht hat auch bereits Nietzsche in seiner „Genealogie der Moral“ angesprochen. Er entlarvt die Definition von moralischen Werten als  Machtstrategie.

Dies ist auch das Thema von Michel Foucault:

„Wichtig  ist,  so  glaube  ich,  daß  die  Wahrheit  weder  außerhalb  der  Macht  steht  noch  ohne  Macht  ist  […].  Die  Wahrheit  ist  von  dieser  Welt;  in  dieser  wird  sie  aufgrund  vielfältiger   Zwänge   produziert,   verfügt   sie   über   geregelte   Machtwirkungen.   Jede Gesellschaft  hat  ihre  eigene  Ordnung  der  Wahrheit,  ihre  allgemeine  „Politik  der Wahrheit“ […].“

Foucault,  Michel  (1978):  Dispositive  der  Macht.  Michel  Foucault  über  Sexualität,  Wissen  und  Wahrheit. Übers. von Elke Wehr u.a. Berlin: Merve, S.51

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