Andrea

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  • als Antwort auf: Geht´s nicht auch ohne Moral? #2855
    Andrea
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      Dann wär´s aus meiner Sicht besser ohne Moral, eine Philosophie zur Beruhigung ist doch erbärmlich.

      Oder wie Zarathustra sagen würde:

      „Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen hinaus wirft, und die Sehne seines Bogens verlernt hat, zu schwirren!
      Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können……..“

      als Antwort auf: Aus welchem Grund sollte es Moral geben? #2828
      Andrea
      Teilnehmer

        Moralpatentrezept

        Ein schöner Wunsch!
        Wie wär´s mit einem Versuch der Umsetzung?
        Für Dich selbst mag´s vielleicht mit viel Ignoranz für den Einzelfall möglich sein.
        Aber die anderen sollen die Regeln teilen? Da brauchst Du eine Moralpolizei.
        Aber dann fehlt doch der Spaß an der Sache.

        als Antwort auf: Aus welchem Grund sollte es Moral geben? #2808
        Andrea
        Teilnehmer

          Pragmatische Gründe: Machtausübung und Selbstschutz

          wunderbare Themen (vorherige Antwort)! Die sollten wir diskutieren!
          noch mal zum „warum“: Ich denke wir sind uns einig, dass es keine absolute Begründung für Moral gibt.
          Pragmatische Gründe sind Machtausübung und Selbstschutz sowie das Funktionieren einer Sozietät. Wir haben bereits eine genetische Disposition für Moral, denn die Natur scheint zum Erhalt von Arten auch recht pragmatisch zu sein.
          Die von Dir angerissenen Themen „Moral und Geschichte“/ „Moral und Gesellschaft“gehören zu meinen Lieblingsthemen. Dazu gibt es ja wunderbare Lektüre („Genealogie der Moral“ von Nietzsche sowie das vieles von Foucault) Aber die beiden haben das Thema so breit und genial bearbeitet, dass es schwer sein wird, darüber hinauszugehen.
          Spannend finde ich auch das Thema „wie finden wir gesamtgesellschaftlich einen Konsens zur Moral“, ich denke dabei an Habermas, Popper un co, wobei ich hier den Eindruck nicht loswerde, dass ich mich beim Nachdenken immer wieder in der aporie verlaufe. Bisher konnte mich kein Ansatz überzeugen.

          als Antwort auf: Moral – brauchen wir so etwas? #2796
          Andrea
          Teilnehmer

            Aus welchem Grund sollte es Moral geben?
            Die Ausführungen kann ich vollständig teilen.
            Bei so viel Übereinstimmung könnten wir nun vielleicht eine neue Fragestellung zu dem Thema beleuchten, z.B. die der Begründung von Moral „Aus welchem Grund sollte es Moral geben?“
            Denn „Moral predigen [ist] eben so leicht als Moral [zu] begründen schwer ist.“ (Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen )
            Und noch zwei weitere schöne Zitate von Nietzsche hierzu:
            1. „Man glaubt mit einem Moralismus ohne religiösen Hintergrund auszukommen: Aber damit ist der Weg zum Nihilismus notwendig.“
            2. “ Naivität, als ob Moral übrig bliebe, wenn der sanktionierende Gott fehlt. Das „Jenseits“ absolut notwendig, wenn der Glaube an Moral aufrechterhalten werden soll.“
            (Nietzsche, Nachgelassene Fragmente. Herbst 1885 – Herbst 1886)
            Sprechen wir tatsächlich nur noch in der überkommenen Sprache der Moral – wie es McIntyre sieht-, während die Begriffen aber inhaltlich entleert sind. Gibt es keinen Inhalt mehr, weil es keinen Grund mehr für Moral gibt?
            Wenn wir seit Nietzsche keine Letztbegründung in Gott oder dem „Guten, Wahren und Schönen“ finden können, bleiben wir über dem Abgrund hängen.
            Sollten wir nun auf die Moral pfeiffen oder sollen wir sie pragmatisch begründen?
            Dann bleibt vielleicht nur noch die Rechtsphilosophie und das Taktgefühl im Alltag je nach Geschmack des Einzelnen.

            Ab hier ist das Thema „Moral – brauchen wir so etwas?“ erweitert um das Thema „Aus welchem Grund sollte es Moral geben?

            als Antwort auf: Moral – brauchen wir so etwas? #2761
            Andrea
            Teilnehmer

              Moralische Imperative und ihre Auslegung

              Ich stimme den Ausführungen zu „Gedanken zur „Moral“ – Fortsetzung 2“ vollständig zu.

              In „Gedanken zu „Moral“ – Fortsetzung 1“ fragst Du „Was geschieht, wenn Tugenden, die Dir wichtig sind, anwesend bzw. abwesend sind?“ Du nennst „Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit“ als Beispiele.
              Teilweise finden diese Tugenden Niederschlag in Rechtsvorschriften, so in § 263 StGB (Betrug). Hier wird die Verletzung der Imperative justiziabel.
              Die Einhaltung moralische Imperative, die nicht in Rechtsvorschriften fixiert sind, werden – so vermute ich- in jeder Gesellschaft und jeder Epoche anders gelebt und anders ausgelegt und bewertet. Manchmal bleiben auch fast nur noch Fassaden davon bestehen. So sehen wir zur Zeit zunehmend die Aushöhlung von Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit.
              Interessant finde ich auch, dass einige Eigenschaften und Verhaltensweisen in der Gesellschaft als unmoralisch gelten können, wie z.B. Habgier und Rücksichtslosigkeit, dass sie aber tatsächlich gefördert, belohnt und bewundert werden. (Allerdings nur, wenn dies im eleganteren Rahmen erfolgen: also Überfall auf Kiosk geht nicht, Spekulationen Nahrungsmitteln oder Aktien der Rüstungsindustrie ist o.k.) Wirtschaftlich erfolgreiche Menschen werden bewundert und ggf. zu Präsidenten eines Landes gewählt.
              Eigentlich finden wir auch den kategorischen Imperativ Immanuel Kants ( „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“) als das grundlegende Prinzip der Ethik richtig. Tatsächlich wollen wir natürlich keine globale Gleichheit der Verhältnisse, denn dies wäre mit riesigen wirtschaftlichen Einbußen verbunden, keine billigen Arbeitskräfte, keine billigen Rohstoffe mehr.

              als Antwort auf: Unwohlsein in der Philosophie #2380
              Andrea
              Teilnehmer

                Hier folgen wichtige Ergänzungen :

                Ich sagte, daß sich aus meiner Sicht die Philosophie der Gegenwart immer mehr dem spirituellen Denken nähert. Was ich gut finde, weil nach meiner Vorstellung dem Denken enge Grenzen gesetzt sind, nicht aber dem Bewußtsein (ich benutze den Begriff hier mehr spirituell als philosophisch).

                Meine These ist, dass die Gegenwartsphilosophie immer mehr die Grenzen des Denkens mit Begriffen ausgelotet hat. Wir können nur in der Sprache und den geschaffenen Strukturen (Logik etc.) denken und kommunizieren. Aber damit erfassen wir nicht „alles“. Wir haben aber nur diese Mittel, womit wir in der Philosophie arbeiten. Der Finger, der zum Mond zeigt, ist aber nicht der Mond.

                Wir glauben auch nicht mehr an die großen Metaerzählungen von Gott und dem „Guten und Wahren“. Denn wir haben mit Nietzsche erkannt, dass diese lediglich Mittel des Willens zur Macht waren und sind.

                Ich möchte meine These mit 2 Beispielen unterfüttern

                Wittgenstein

                Wittgenstein ist bekanntermaßen religiös gewesen, schweigt aber weitgehend über seine religiöse oder spirituelle Auf- bzw. Verfassung denn: “Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen” (Tractatus). “Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist (TLP 6.44). Es gibt allerdings Unaussprechliches. Dies zeigt sich an, es ist das Mystische”. (TLP 6.522) Das“Mystische”zeigt sich also als das Unaussprechliches an der Grenze der Wahrnehmung “der Welt als begrenztem Ganzen”.“Die Lösung des Rätsels des Lebens in Raum und Zeit liegt außerhalb von Raum und Zeit” (6.4312)

                Heidegger

                „Heidegger versucht in den Texten seines Spätwerks etwas unsagbare zu sagen. Deshalb benutzt er eine Redeweise, die halb mystisch, halb poetisch ist, die manchmal die Sprache aber auch vergewaltigt.Vielleicht sollte man die Spätwerke als Gedankenexperimente betrachten. Was Heidegger anstrebt, ist weniger eine neue Philosophie, als vielmehr eine neue Art, die Welt zu betrachten, wobei er durchaus in eine gewisse Nähe zu asiatischen Denkansätzen gerät, namentlich zum Buddhismus und mehr noch zum Daoismus“

                (Zitiert nach Siegfried König)

                buddhistischen Mystik,

                Nach der buddhistischen Lehre können wir durch Denken nicht zur „Erleuchtung“ kommen. Denn das Denken hindert uns an der Wahrnehmung dessen, „was ist“. Das Gehirn denkt halt immer, wie der Darm immer verdaut. Gedanken läßt man gehen. Wie Wolken, die den blauen Himmel verdunkeln, weiterziehen, so kommen und gehen Gedanken und ziehen am Bewußtsei vorbei.

                Was zu vermeiden ist, ist eine Identifikation des Bewußtseins mit Gedankeninhalten, weil uns dieses von der unmittelbaren Wahrnehmung wegführt in die konstruierten Welt- und Selbstbilder. Dies führt und in die Verblendung. Buddha sagt, dass ein Mensch, der sich mit seinem Körper identifiziert, närrisch ist, denn der Körper ist flüchtig und verändert sich ständig. Noch närrischer aber sind die Menschen, die sich mit ihrem Denken identifizieren. Denn Gedanken sind noch flüchtiger.

                Die Erleuchtung kommt nur in der Gedankenleere. Dann ist das Bewußtsein frei von Identifikation, ganz in seiner Natur. Sat-chit-ananda wie die Yogis sagen: Sein-Bewußtsein-Glückseligkeit.

                Wie bei Heidegger und anderen modernen Denkern gibt es auch in der buddhistischen Lehre es kein Subjekt. Das „ich“ ist ein operatives Gebilde, welches Produkt des Denkens ist, nicht Ursache. Es gibt keine Dualität zwischen Subjekt und Objekt.

                Christliche Mystik ist vergleichbar. Der Mystiker glaubt nicht an irgendetwas. Ihm geht es nur um seine Erfahrungen. Diese Erfahrungen lassen sich aber nicht wirklich mitteilen. Allenfalls durch Metaphern, z.B. von Avila „innere Burg“.

                „Wir fühlen, daß selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind. Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort.“

                Ludwig Wittgenstein (1889 – 1951) in: Tractatus Logico-Philosophicus, 1922, 6.52

                “Die Lösung des Rätsels des Lebens in Raum und Zeit liegt außerhalb von Raum und Zeit” (Tractatus 6.4312). “Das Rätsel gibt es nicht” (6.5),

                “Zu einer Antwort, die man nicht aussprechen kann, kann man auch die Frage nicht aussprechen. Wenn sich eine Frage überhaupt stellen lässt, so kann sie auch beantwortet werden”. (6.5)

                Vielleicht hilft es Dir auch weiter, weil Deine These doch war, dass die Antwort in der Frage enthalten sei. Bei Wittgenstein gibt es die Antwort vor der Frage, auch wenn die Frage der Antwort zeitlich voraus gestellt sein sollte.

                Innerhalb der “Logik der Welt”, müssen Antwort wie Frage die Bedingung der methodischen Vergleichbarkeit erfüllen, um sich als “richtig” zu erweisen.

                Aber was ist damit schon beantwortet………………………….

                Der Welt ein Angebot machen (von Wolfgang Held)

                „…Es ist eine der vielen alltäglichen Situationen, die dazu einladen, das zu üben, was zum Erkennen und Verstehen auch gehört: die Vermutung. Sie ist viel mehr als b1oße Spekulation, sie ist nicht willkürlich, schießt nicht ins Blaue, sondern ist ein Angebot an die Welt, eine zugewandte Frage. „Klug zu fragen,
                ist die halbe Wahrheit», sagt Francis Bacon – und tatsächlich liegt ein Begriffsangebot zwischen Frage und Antwort..“

                Wolfgang He[d

                Es ist eine der vielen alltäglichen Situationen, die dazu einladen,
                das zu üben, was zum Erkennen undVerstehen auch gehört:
                dieVermutung. Sie ist viel n’rehr als b1oße Spekulation, sie
                ist nicht r,villkürlich, schießt nicht ins Blaue, sondern ist ein
                Ansebot an die Velt, eine zugervandte Frage. uKlug zu fragen,
                ist die halbeWahlhsls», sagt Francis Bacon – und tatsächlich iiegt
                ein BegriIßangebot zrvischen Frage und Antwort.

                als Antwort auf: Unwohlsein in der Philosophie #2379
                Andrea
                Teilnehmer

                  Gegenrede

                  Ich denke nicht, dass eine Metamorphose bei Frage und Je nach Sprachspiel ja oder nein……Ich glaube, dass es nicht die Frage und die Antwort gibt. Der Kontext (also die stillschweigende Übereinkunft zu den Regeln des Sprachspiels) gibt vor, wie sich Frage und Antwort verhalten können.Antwort stattfindet (bzw. stattfinden sollte) Frage und Antwort sind Teile eines Sprachspiels, je nach Sprachspiel unterscheiden sich Frage und Antwort von anderen Fragen und Antworten und Frage und Antwort voneinander (ein Schelm, wer an hier Wittgenstein denkt).

                  ​das hat wohl weniger mit Frage und Antwort zu tun. Ob Du die Wahrheit erfährst oder nicht, hängt von Dir ab, z.B. davon, ob Du Metaphysiker bist oder die Wahrheit als eine Erfahrung des Seins betrachtest (Heidegger, Mystiker)

                  Hier eröffnet sich eine weitere Frage: Wie lassen sich die Begriffe und Bezeichnungen mit des Wirklichkeit abgleichen. Läßt sich die Wirklichkeit in Begriffe, also Fragen und Antworten übertragen, gibt es eine Referenz zwischen Dingen und Namen? Wenn ja, wie läßt sich das beweisen und wer beweist den Beweis? (Ein Schelm, wer hier an Postmoderne denkt)

                  Aber wer darf bestimmen, welche Frage richtig ist und welche falsch? Die Machtstrukturen im öffentlichen Diskurs oder die Subjekte (sofern man bei Habermas von solchen sprechen kann, habe ich es richtig in Erinnerung? Die Personengesammtheit im Gespräch stellen das Subjekt dar) in der Kommunikation bei Habermas.

                  ​Irgendwie habe ich doch die ganze Zeit den Eindruck, dass Du mir Deinem Thema darauf hinaus willst, dass wir durch richtige Fragen „weiterkommen“, der „Wahrheit näher kommen“. Das hört sich für mich nach modernem Fortschrittsdenken an, das ich nicht recht glaube. Ein bisschen habe ich manchmal den Eindruck, dass der Schrittwechsel ein Tänzchen um das Thema ist. Vielleicht siehst Du das aber ganz anders?

                  Es gibt eine Menge von Wahrheiten und Perspektiven, z.B. Du kannst eine richtige Frage stellen und ich komme dadurch auf eine Idee, die rein gar nix mit der Substanz der Frage zu tun hat, finde also eine völlig falsche Antwort und trotzdem finde ich die Idee super. Dann ist es doch gut gelaufen. Oder ich stelle eine falsche Frage und die bringt Dich auf eine super gute Idee.

                  Wie wir auf Ideen kommen ist doch wurscht….und ob unsere Antworten den Fragen entsprechen auch. Eigentlich verstehe ich gar nicht, warum Du so versessen darauf bist, dass Fragen und Antworten so deckungsgleich sein sollen.

                  als Antwort auf: Unwohlsein in der Philosophie #2377
                  Andrea
                  Teilnehmer

                    Gegenrede

                    Wäre die Philosophie Religion, gäbe es die oder eine Wahrheit,
                    das Wahre, das Richtige, das Endgültige.

                    ​ Da widerspreche in energisch!
                    Es gibt die „eine Wahrheit“ auch in der Philosophie. Für Plato und Nachfolger gibt es Gute, das Schöne, die Wahrheit.
                    Die höchste Idee ist bei Platon die Idee des Guten. Sie ist das Ziel und der Sinn menschlichen Handelns. Das Wesen von allem wird erst durch das Gute erkannt. Es gibt also eine Wahrheit und auch einen ethischen Hintergrund der platonischen Metaphysik. Nicht zu Unrecht hat Nietzsche das Christentum als „Platonismus fürs Volk“ bezeichnet. Gott ersetzt das Gute.
                    Aber im Prinzip nimmt sich das nicht viel.

                    Im deutschen Idealismus wird zwar nicht mehr nach objektiver Erkenntnis gesucht, sondern die subjektiven Bedingungen der Erkenntnis des Menschen untersucht. Man versucht aber dennoch zu „absolutem Wissen“, Kant, Fichte, Hegel) zu kommen.
                    Bei Kant gelten die Inhalte der Erkenntnis nur bezogen auf das erkennende Subjekt, dieses selbst ist nun absolut ist und darum hat auch die (für das absolute Subjekt gültige) Erkenntnis ebenfalls absolute Geltung.

                    ​ Bei meinem Denken ist die Antwort nichts endgültiges.
                    Die Antwort ist der Versuch einer Schlussfolgerung aus einer
                    Frage. Sie kann das Fundament für die Folgefrage sein.

                    ​Jetzt natürlich auch hier mal die Gretchenfrage: „Wer fragt“, „Wer antwortet?“ Das Subjekt?

                    ​ Nennen wir die Inhalte nicht „Effizienz“ (weil zu ökonomisch –
                    stört mich aber nicht) sondern wirksame Antwortsuche.
                    Das Werkzeug wird zweckgebunden (ganz im Sinne von Heidegger),
                    es wird ohne Umwege seiner Aufgabe zugeführt
                    Die falschen Fragen führen zu Geschwätz, zeit- und raumfüllend.
                    Keine Norm, Fremdbestimmung entscheidet über die Richtigkeit
                    einer Frage, sondern nur das Ziel des Fragenden.

                    Die Wirkung der richtigen Frage orientiert sich an zwei Aspekten:
                    HIlft sie mir weiter zu fragen oder stellt sie schon die Vorstufe einer
                    Antwort dar.

                    ​ Es gibt also ein hilfesuchendes Subjekt, dem geholfen werden sollte oder könnte. Das Werkzeug hierzu ist die Frage. Ist das Werkzeug/die Frage „richtig“ hilft sie dem Subjekt (weiter zu fragen oder durch die Vorstufe einer Antwort).
                    ​Ist das dann nicht eher Psychotherapie als Philosophie?

                    als Antwort auf: Unwohlsein in der Philosophie #2375
                    Andrea
                    Teilnehmer

                      Gegenrede

                      „Effizienz“? Das ist ein Begriff aus der Wirtschaft! Gibt es den Begriff in der Philosophie? Geht es heute in der Philosophie schon zu wie in der Wirtschaft? Ist das der „Neoliberalismus, der uns alle im Griff hat?“ ( Adam Szymczyk, Documentachef)

                      Übrigens hatte ich auch erst gedacht, die Antwort müsse zeigen, wie die Qualität der Frage sei. Aber genau daran sind mir erhebliche Zweifel gekommen. Warum sollte das so sein? Würde das nicht implizieren, dass es das „Richtige“, das „Wahre“ gibt, dass nur freigelegt werden muss? Also doch wieder Metaphysik. Jedenfalls bedarf diese These aus meiner Sicht eine kräftige Unterfütterung. Wie soll das „Herausstellen“ geschehen?“

                      Die Vorstellung vom „Herausstellen“ (Rainer) der richtigen Antwort ist ein schwieriges Gebiet. Wie kommt man hier weiter ohne Metaphysik. M.E. hat Heidegger dies versucht im Humanismusbrief. Heidegger denkt hierin Wahrheit als Unverborgenheit (Aletheia)*. Allerdings stellt sich die Unverborgenheit bei Heidegger nicht heraus, sondern sie „ereignet sich vom Sein her„.

                      *Philosophischer Hintergrund: Heideggers seinsgeschichtliches Denken

                      Der Brief ist bestimmt durch einen zentralen Gedanken Heideggers über das Wesen der Wahrheit. Heideggers Wahrheitsbegriff hat sich nach seinem Umdenken, welches er selbst als Kehre bezeichnete, gegenüber seiner frühen Philosophie in Sein und Zeit wesentlich verändert. Heidegger denkt nun Wahrheit als Unverborgenheit (Aletheia), die sich vom Sein selbst her ereignet. Wahrheit ist damit nicht mehr etwas, das der Mensch durch Anwendung von Kategorien oder durch Befolgen einer bestimmten Methodik herstellen könnte. Das Sein selbst ver- und entbirgt sich zugleich in der Unverborgenheit, so nämlich, dass sich das Sein des Seienden entbirgt und das, was ist, sich aus einer bestimmten Perspektive zeigt und sich jedoch gleichzeitig der Entbergungsprozess verbirgt, d. h. dem Menschen nicht zum Problem wird, da er sich nur beim Entborgenen aufhält. Diesen Entbergungs- und Verbergungsprozess des Seins im Ereignis nennt Heidegger die „Wahrheit des Seins.

                      Heidegger denkt nun den Menschen im geschichtlichen Bezug zu diesem Prozess: Das Sein ent- und verbirgt sich in verschiedenen geschichtlichen Epochen und eröffnet damit eine Welt als sinnhafte Totalität, so wie man etwa umgangssprachlich von „der Welt der alten Griechen“ oder „der Welt der Bäuerin“ spricht. Philosophiegeschichtlich bildet sich dieser Prozess in der Metaphysik ab. So kann die durch das Sein eröffnete Welt beispielsweise eine als von Gott geschaffene sein oder, wie bei Kant, eine durch das transzendentale Subjekt ‚zusammengesetzte‘. Da Heidegger selbst das Konzept eines Subjekts ablehnt, bringen aber die Philosophen die großen metaphysischen Entwürfe nicht hervor, sondern entsprechen nur dem vom Sein her Ereignetem. Es fundiert also die „Wahrheit des Seins“ – der Entbergungsprozess im Ereignis – die metaphysischen Bestimmungen des Sein des Seienden. Weil aber die Metaphysik lediglich das Sein des Seienden bestimmt, kann sie diesen Fundierungszusammenhang nicht in den Blick bringen; sie vergisst, dass für jede Bestimmung des Seienden dieses zunächst in der Unverborgenheit angekommen sein muss. Für Heidegger ist daher die Metaphysik seinsvergessen. Dies ist sie jedoch nicht aus einer Verfehlung des Menschen heraus, sondern weil sich das Sein, wenn es sich zeigt, so zeigt, dass der Entbergungsprozess selbst verborgen bleibt. Mit anderen Worten: der Mensch hält sich stets schon beim Seienden auf, ohne dass ihm deshalb zum Problem wird, warum dies überhaupt ist.

                      Für Heidegger ist diese Seinsvergessenheit wesentlich für das gesamte abendländische Denken in Form der Metaphysik. Die Geschichte der Metaphysik, die durch den niemals explizit gewordenen Grund der Wahrheit des Seins bestimmt ist, nennt Heidegger Seinsgeschichte. Sie ist geprägt von verschiedenen Epochen, in denen die Metaphysik nach dem Sein des Seienden gefragt und das Sein als oberstes und göttliches Seiendes bestimmt hat. Dagegen versucht Heidegger, das Sein vom Ereignis her zu denken. Das Sein soll jetzt nicht mehr verdinglicht vor-gestellt werden, sondern ursprünglich als es selbst vor jeder Auslegung erfahren werden.[2]

                      “ Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Brief_%C3%BCber_den_%C2%BBHumanismus%C2%AB

                      als Antwort auf: Unwohlsein in der Philosophie #2373
                      Andrea
                      Teilnehmer

                        Gegenrede

                        Ich verstehe jetzt, dass das „was“ inhalt und Substanz Deiner Fragen ist, gleichviel um welche Frage es geht.
                        Interessant finde ich den Dualismus Frage mit Substanz gegenüber der leeren Frage. Was ist überhaupt eine „leere“ Frage. Gibt es die? Hat eine solche Frage Relevanz, wenn ja, welche? Wie sähe solch eine Frage überhaut aus? (Beispiel)

                        Übrigens klingt der Begriff „leere Frage“ für mich ganz positiv, klingt nach Offenheit, nach noch nicht implizierter Antwort. Und- nur mal nebenbei- finde ich es witzig, dass bei Spinoza die Substanz das göttliche (allumfassende) ist. Bei den Yogis ist Gott das Leere, das Unmanifeste. Vielleicht wäre die leere Frage für die Yogis vielleicht eine göttliche, wie für Spinoza eine Frage mit Substanz das Göttliche ist. Oder im Zen, da redet man vom Anfängergeist, das ist ein leerer, offener Geist, ohne Konstrukte. „Wenn euer Geist leer ist, ist er stets für alles bereit; er ist offen für alles“ heißt es bei Suzuki. Vielleicht ist ja die leere Frage ja ´ne ganz tolle Sache, die es zu kultivieren gilt.

                        ​Oder meinst Du ganz einfach eine rhetorische Frage?

                        ​ Natürlich hilft die Interpretation der Frage bzw. der Frage nach der
                        Frage aus der „Fliegenglas“ und ist für den Fragenden von Bedeutung,
                        weil es das Problem einzukreisen beginnt (und die Nahsicht auch das
                        Glas ermöglicht – ich sehe nicht nur durch das Glas hindurch).

                        kann ich mir vorstellen, daß man eine leere Frage benötigt, um von der Nahsicht zum Ausgang zu kommen, in dem Sinne, dass alle Konstruktionen, Selbst- und Weltbilder über den Haufen geworfen werden, um mit Anfängergeist zu sehen, was „ist“.

                        ​ Wichtig ist hierbei auch die Arbeit, das Erarbeiten des Zuerkennnenden.
                        Philosophie ist nicht Physik, es ist so bis zu einer neuen Erkenntnis,
                        sondern sie ist das Annähern über das Befassen auf einen Moment
                        der Sicht, als Moment der Stellungnahme aber vor allem des Weiter-
                        entwickelns der Fragestellung –
                        Anrwortsuchen als Fragenstellen.

                        Weiterentwickeln und vielleicht auch verwerfen…………..o.k.

                        ​ …, mein Text ist der Versuch das angedeutete Problem
                        in Worte zu fassen und dabei habe ich unseren wichtigsten Dissens:
                        die Metaphysik hier nur bestrichen.

                        ​geschenkt, lassen wir das mal außen vor.

                        Wenn ich einen Glauben habe, dann ist es dieser: Es gibt keine endgültigen Antworten. Wir Menschen können die absolute Wahrheit für alle gültige nicht finden und schlimm ist es, wenn wir dennoch glauben, sie gefunden zu haben. Dann haben wir uns nämlich vermutlich verrannt. Dieser Verrennen ist aber nicht nur doof sondern auch mordsgefährlich, s. Kreuzzüge, IS Terror usf. Bei den meistem Menschen führt es glücklicherweise nur zur spießigen Borniertheit. Auf jeden Fall sehr unerfreulich. Darum betreibe ich auch neben der Beschäftigung mit Zen u.a. auch Philosophie. Für mich sind Fragen ein Versuch der Sklerotisierung des Denkens zu entgehen. Ob es gelingt, ist naturgemäß fraglich. Das schöne an der Philosophie ist jedenfalls für mich, dass jede Antwort auf ihre Fragen in Paradoxa oder Widersprüche führt.

                        Es ist sicher auch wichtig, die richtigen Fragen zu stellen. Aber welche sind das? Wenn ich auch einem fixen Weltbild heraus Fragen stelle, ist mein Fragen ein Suchen nach einer Antwort, die in mein rigides Weltbild paßt. Dann frage ich quasi vom „Gesuchten“ (von dem her, was in mein Weltbild paßt)her. Dann kann ich den Weg aus dem Fliegenglas nicht finden, weil ich nur fliiegenglasimmanent frage.

                        Ferner sind die in einer Gesellschaftlich gefundenen und akzeptierten Antworten auf die Fragen der Zeit den bestehenden Machtverhältnissen (bzw. deren Negation) geschuldet. Die Frage ist, ob nicht auch die Art des Fragens damit zu tun hat und die Antwort vorwegnimmt. Können wir da aussteigen, merken wir überhaupt, dass es so ist, wenn es so ist?

                        bei sovielen Fragen zum Fragen denke ich, dass Fragen eine unendliche Geschichte ist
                        also nicht
                        1.Frage
                        2.Antwort
                        3.Frage

                        sondern

                        1.Frage
                        2.Frage zur Frage
                        usw.

                        ​Kann es denn richtige oder falsche Fragen geben?

                        als Antwort auf: Unwohlsein in der Philosophie #2368
                        Andrea
                        Teilnehmer

                          Gegenrede

                          … das ist sehr kompliziert! Ich weiß nicht, ob ich das alles überhaupt nur ansatzweise verstehe.

                          Geht es hier nur um Fragen nach dem „Was“? Oder gibt es dieses von Dir „was“ oder auch „Substanz“ genanntes auch in Fragen mit „wie“ oder „warum“.

                          Wieso ist das „was“ die Substanz? (das Göttliche lasse ich mal außen vor, das es schwer nachzuweisen ist, es sei denn man ist Metaphysiker).

                          Und wenn das „was“ die Substanz ist, was bedeutet das für den Fragende? Hat es irgendeine Relevanz? Hilft uns das aus dem Fliegenglas?

                          In der Hoffnung, dass die Antwort in meiner Frage enthalten ist und Du sie hierin auch erkennst verbleibe ich…

                          Es ist sicher auch wichtig, die richtigen Fragen zu stellen.

                          ​Oder? Kann es denn richtige oder falsche Fragen geben?

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