Verlust der Tugend 1

Mac Intyre  Der Verlust der Tugend

Veranstaltung vom 23.10.2018

von Andrea
Hypothese: die Sprache der Moral ist verwahrlost

“ …besitzen wir nur noch Bruchstücke eines Begriffsschemas, Teile ohne Bezug zu jenem Kontext, der Ihnen Bedeutung verliehen hat. Wir besitzen in Wahrheit nur Scheinbilder der Moral, und wir gebrauchen weiterhin viele ihrer Schlüsselbegriffe. Aber wir haben zu einem großen Teil, wenn nicht gar völlig, unser Verständnis, theoretisch wie praktisch, oder unsere Moral verloren.“ S. 15

Mc I nennt dies eine Katastrophe. Er fragt, wann sich diese ereignet haben könnte.

„Wenn sich eine Katastrophe ereignet hätte, die die Sprache und Gewohnheiten der Moral in eine heillose Unordnung stürzen könnte, wüssten wir bestimmt alle davon. ……..Doch unsere Geschichte liegt offen da ……… keine Aufzeichnungen einer solchen Katastrophe.“ S. 16

Mc I fragt also, ob seine Hypothese stimmt.

„Geschichte bedeutet heute in unserer Kultur akademische Geschichtsschreibung, und die ist noch keine 200 Jahre alt.“ S.17

„Nehmen wir an, besagte Katastrophe habe sich vor (oder weitgehend vor) der Begründung de akademischen Geschichtsschreibung ereignet, so dass deren moralische Wertvorstellungen den Formen jener Unordnung entsprangen, die die Katastrophe hervorgerufen hat.“ S. 17

Mc I nimmt an, dass der Historiker eine wertneutrale Sicht einnimmt und darstellt, wie eine Moral auf die andere folgt,  und weiter dass ihn die Sprache von „Ordnung und Unordnung“  ihm nicht zur Verfügung stehe.

 „Wenn dem so wäre, würde es wenigstens erklären, warum das, was ich für die wirkliche Welt und ihr Schicksal halte, vom akademischen Lehrplan unbemerkt geblieben ist. Denn die Formen des akademischen Lehrplans gehörten, wie sich herausstellen würde, selbst zu den Symptomen des Unglücks, dessen Vorkommen der Lehrplan nicht erkennt„“ S. 15

Die Radikalen – so Mc I- glauben in unserer Gesellschaft noch immer, sie hätten die moralisch notwendigen Mittel. Alles mag in Unordnung sein, aber die Sprache der Moral ist aus ihrer Sicht in Ordnung. Ihnen kommt nicht der Gedanke, dass sie durch die Sprache getäuscht werden. Ein Ziel von Mc I ist es, dieses deutlich zu machen..

Diskussionen über moralische Positionen kommen zu keinem Ende. Die Argumente mögen logisch sein, die Schlussfolgerungen sich tatsächlich aus den Prämissen ergeben, dennoch gibt es keine vernünftige Möglichkeit, die Behauptungen der Parteien gegeneinander abzuwägen. Denn jede Prämisse enthalte ganz andere normative und wertende Begriffe als die andere. Beispiele S. 20 ff

Der Emotivismus bestimmt die moralischen Diskussionen. Wertende Urteile sind Ausdruck von Gefühlen, Einstellungen und Vorlieben. Mit wertenden Äußerungen werden emotionale Gefühle oder individuelle emotionale Einstellungen des Urteilenden zum Ausdruck gebracht.

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One Reply to “Verlust der Tugend 1”

  • Danke Andrea für die verständliche und treffende Zusammenfassung der lezten Seminarstunde.
    Ich hoffe das Eis ist gebrochen.
    Rainer

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